Divided We Stand

Braschler/ Fischer

22. Nov 2020 – 07. Mar 2021

24.000 Kilometer in 100 Tagen legten Mathias Braschler und Monika Fischer auf ihrer Tour quer durch die USA zurück, um mit einem Pop-up- Fotostudio im Gepäck die Zerrissenheit des Landes zu portraitieren.

Braschler/Fischer porträtierten und interviewten Amerikaner*innen aus allen Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen und erfuhren die zunehmende Spaltung der US-amerikanischen Gesellschaft in der Nahaufnahme. Das urbane und das ländliche Amerika zeigen kaum noch Berührungspunkte. Ein Riss trennt zunehmend weiß und schwarz, arm und reich, Rechte und Linke, Trump-Fans und Biden-Unterstützer und teilt ganze Familien. Diese Kluft markiert das Innenleben des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten. „Divided We Stand”, die aktuelle Fotoausstellung von Braschler/ Fischer im Lechner Museum Ingolstadt, ermöglicht einen hautnahen und authentischen Einblick in eine gespaltene Nation. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen ausdrucksstarke Amerikaner*innen, welchen das Fotografenpaar auf dem viermonatigen Road Trip begegnet sind. Diese Menschen erzählen von den politischen und sozialen Veränderungen – und den Auswirkungen auf ihre persönliche Realität. Die bewegenden Stimmen der Portraitierten, welche den Betrachter begleiten, gestatten einen unmittelbaren Zugang zu den Geschichten hinter den intensiven Bildern. Denn die zum Teil überlebensgroßen, hyperrealen Portraits sind authentisch, roh und ungefiltert – und die dominierende Einstellungsgröße des Bildausschnitts ist in der Filmsprache nicht nur zufällig als „Amerikanische“ bekannt.

© Braschler/Fischer

Die Ausstellung vermittelt durch die multimediale Aufbereitung durch Foto, Film, original Audiomitschnitten und Texten auf Deutsch und Englisch eine Möglichkeit, die Menschen in den USA von heute und die bisherigen Folgen der Präsidentschaft Trumps verstehen zu lernen. Die Ausstellung wird durch einen gleichnamigen Bildband (Hartmann Books) begleitet. Die Impact-Fotografen Braschler/Fischer sind für ihre Portraitfotografie mit Tiefgang mehrfach ausgezeichnet, so zum Beispiel mit dem World Press Photo Award, dem Hansel-Mieth Preis und dem European Publishing Award. Ihre Arbeiten zu Klima- und Politthemen werden in Museen und Galerien weltweit gezeigt und sind in zahlreichen internationalen Magazinen und als Bücher publiziert worden. Parallel zur Fotoausstellung im Obergeschoss des Lechner Museums werden im Erdgeschoss Werke aus massivem Stahl von Alf Lechner gezeigt, die aus der Spaltung des Werkstoffs hervorgegangen sind. Tonnenschwere Stahlzylinder, die ihr Innerstes offenbaren, aufgespalten durch ihre eigene Molekularkraft, stehen im räumlichen Bezug zu gebrochenen Stahlplatten oder von einer Stahlsäge zertrennten wellenförmigen Platten, die hochkant wie eine vertikal verlaufende Welle erscheinen. In beiden Präsentationen offenbart sich das Innerste durch die erfahrene Spaltung, wird eine individuelle Verletzbarkeit und Besonderheit für den Betrachter erlebbar, die ansonsten verborgen bleibt.

© Braschler/Fischer
Auch in dieser Arbeit verbinden sich Fragment und Ganzheit, Freisetzen und Erinnern. Diese Doppelheit ist vielleicht ein Leitfaden in das Werk von Susanne Tunn hinein.

- Dorothée Bauerle-Willert

Während im Erdgeschoss das dunkle Blau-Grau des Labrador-Steins aus Norwegen und des Krastaler Marmors aus Österreich vorherrscht, präsentiert Susanne Tunn im Obergeschoss zum ersten Mal den gesamten Zyklus Die Große Melancholie. Wie in einer naturwissenschaftlichen Versuchsanordnung sind die hellen Skulpturen aus andalusischem Macael Marmor aufgereiht, in komplexen, geometrischen Formen, die an das Schleifen von Diamanten erinnern. Susanne Tunn hat diesen Werkzyklus über 30 Jahre hinweg von 1990 bis 2022 in Anlehnung an Albrecht Dürers berühmte Melencolia I geschaffen.

Mit den aus Zinn gefertigten Arbeiten im Obergeschoss bringt uns Tunn ins Jahr 2015, als sie die Fugen des Bodens im Dominikanerkloster in Osnabrück mit reinem, flüssigem Zinn ausgoss. Das regelmäßige Raster der Bodenfugen wurde zur einmaligen Form, wie ein Fingerabdruck, und wölbt sich nun über den Boden, als wollte es sich aus der Restriktion der eigenen Haut befreien. Die feinen und sensiblen Arbeiten auf Papier geben im Obergeschoss einen Einblick in das umfangreiche und eigenständige grafische Werk von Susanne Tunn.

Während einige ihrer Skulpturen in Gewicht und Masse, ähnlich wie bei Alf Lechner, die Grenzen des Machbaren ausloten, so führen uns diese mit Tusche und Bleistift gefertigten Werke auf Papier, wie Miniaturen in den gedanklichen Kosmos der Bildhauerin. Sie erlauben Transparenz und Leichtigkeit und lassen die grafischen Objekte schwerelos tanzen.
Susanne Tunn verband mit Alf Lechner eine über 30 Jahre währende Künstlerfreundschaft. Geprägt von einem gemeinsamen Verständnis der Kraft der Natur, der Sensibilität von archaischem Material, von Reduktion und der Balance von Masse und Raum, war es der ausdrückliche Wunsch Alf Lechners, ihr auch nach der Präsentation von Perlen aus Stein im Jahr 2006 eine umfassende Werkschau zu ermöglichen. Es ist uns daher eine besondere Freude, diesem Wunsch nun entsprechen zu können.

Susanne Tunn verband mit Alf Lechner eine über 30 Jahre währende Künstlerfreundschaft. Geprägt von einem gemeinsamen Verständnis der Kraft der Natur, der Sensibilität von archaischem Material, von Reduktion und der Balance von Masse und Raum, war es der ausdrückliche Wunsch Alf Lechners, ihr auch nach der Präsentation von Perlen aus Stein im Jahr 2006 eine umfassende Werkschau zu ermöglichen. Es ist uns daher eine besondere Freude, diesem Wunsch nun entsprechen zu können.

Kunst enthüllt und schafft, und sie verbirgt, ist Ordnung und Chaos gleichzeitig. Was schön ist, entspricht und widerspricht den Betrachtenden. Diese Spannung ist es, die Susanne Tunn streng aufrechterhält.

- Jörg Mertin

Info zur Ausstellung

Ausstellende*r
Braschler/ Fischer
Zeitraum

22. Nov 2020 – 07. Mar 2021

Kuratiert von
Daniel McLaughlin
daniel@lechner-museum.de