Jetzt II

Hilde Heigl / Chris Kuttler / Inga Jónsdóttir / Jörg Steiner / Dieter Kunz / Wolfgang Weileder

11. Sep 2021 – 20. Mar 2022

„Jetzt II“ ist die Werkschau ehemaliger Studierender von Alf Lechner und eine Hommage an dessen Zeit als Gastprofessor an der Akademie der Bildenden Künste München vor 30 Jahren. Diese Gruppenausstellung mit den Künstler*innen Hilde Heigl, Inga Jónsdóttir, Dieter Kunz, Chris Kuttler, Jörg Steiner und Wolfgang Weileder folgt der 1992 von Alf Lechner kuratierten Ausstellung „jETZT“ in der Lothringerstraße 13 in München.

Die Alf Lechner Stiftung präsentiert mit der Ausstellung „jETZT II“ diese sechs Künstler*innen mit Werken aus den vergangenen 30 Jahren sowie neuen, eigens für die Ausstellung geschaffenen Arbeiten und zeigt damit einen Bogen in der Form- und Ausdrucksentwicklung dieser Künstler*innen auf. Es ist das erste Mal seit 1992, dass diese sechs Künstler*innen wieder zusammen ausstellen, und es ist die erste Ausstellung, in der sie bewusst und direkt zum Werk von Alf Lechner Bezug nehmen.

In dieser Art Übersicht erhält der Besucher einen Einblick in die individuelle Entwicklung ihrer Praxis und Biografien. Wir sehen Veränderungen in den Werkstoffen, die sie für ihren künstlerischen Ausdruck nutzen, neue Ausdrucksformen, Prozesse und überraschende Gemeinsamkeiten zwischen Island, Großbritannien und Deutschland.
Sei es die Isländerin Inga Jónsdóttir, welche inzwischen selbst Kunst kuratiert, die mit dem Theater verbundene Hilde Heigl, welche später noch eine Metallbau-Ausbildung machte, Dieter Kunz, den es nach Island und England und eine multimediale die Schnittstelle zu urbanem Raum und Architektur zog, oder Wolfgang Weileder, der ebenfalls in Großbritannien aktiv ist und als Künstler international ausstellt und unterrichtet. Oder Chris Kuttler, der von Anfang an in Richtung Kunsterziehung ging, oder Jörg Steiner, der sich in der Fotografie dem Monumentalen im Werk von Lechner annähert.


Die Ausstellung untersucht das Verhältnis von Zeit und Raum, der Schnittstelle zwischen Beständigkeit und Vergänglichkeit. Im offenen Dialog dieser sechs Künstler*innen entsteht ein demokratisches Spannungsfeld in einem ortsbezogenen Kontext, der als physische Zusammenführung von sechs unterschiedlichen Künstlerbiografien in sechs verschiedenen Medien (Skulptur, Rauminstallation, Malerei, Fotografie, Film und digitaler Kunst) neue Wege aufweist, und kategorische Grenzen hin zu einem neuen Erlebnisraum überwindet.Die Kunst dieser sechs ehemaligen Studierenden von Alf Lechner wählt aus dem alltäglich Bekannten, vertrauten Werkstoffen, Gegenständen oder Bildsituationen aus, hebt diese hervor, interveniert, reduziert, selektiert, setzt diese in neue Zusammenhänge und nimmt Bezug auf das Werk von Alf Lechner und den von ihm vermittelten Arbeitsprinzipien, wie zum Beispiel der Bedeutung des Kunstwerks in Bezug zur umgebenden Architektur; die Notwendigkeit der Neuordnung von Form als Ergebnis einer physischen Intervention oder die Erforschung von Licht als formgestaltendes und eigenständiges Element.

Auch in dieser Arbeit verbinden sich Fragment und Ganzheit, Freisetzen und Erinnern. Diese Doppelheit ist vielleicht ein Leitfaden in das Werk von Susanne Tunn hinein.

- Dorothée Bauerle-Willert

Während im Erdgeschoss das dunkle Blau-Grau des Labrador-Steins aus Norwegen und des Krastaler Marmors aus Österreich vorherrscht, präsentiert Susanne Tunn im Obergeschoss zum ersten Mal den gesamten Zyklus Die Große Melancholie. Wie in einer naturwissenschaftlichen Versuchsanordnung sind die hellen Skulpturen aus andalusischem Macael Marmor aufgereiht, in komplexen, geometrischen Formen, die an das Schleifen von Diamanten erinnern. Susanne Tunn hat diesen Werkzyklus über 30 Jahre hinweg von 1990 bis 2022 in Anlehnung an Albrecht Dürers berühmte Melencolia I geschaffen.

Mit den aus Zinn gefertigten Arbeiten im Obergeschoss bringt uns Tunn ins Jahr 2015, als sie die Fugen des Bodens im Dominikanerkloster in Osnabrück mit reinem, flüssigem Zinn ausgoss. Das regelmäßige Raster der Bodenfugen wurde zur einmaligen Form, wie ein Fingerabdruck, und wölbt sich nun über den Boden, als wollte es sich aus der Restriktion der eigenen Haut befreien. Die feinen und sensiblen Arbeiten auf Papier geben im Obergeschoss einen Einblick in das umfangreiche und eigenständige grafische Werk von Susanne Tunn.

Während einige ihrer Skulpturen in Gewicht und Masse, ähnlich wie bei Alf Lechner, die Grenzen des Machbaren ausloten, so führen uns diese mit Tusche und Bleistift gefertigten Werke auf Papier, wie Miniaturen in den gedanklichen Kosmos der Bildhauerin. Sie erlauben Transparenz und Leichtigkeit und lassen die grafischen Objekte schwerelos tanzen.
Susanne Tunn verband mit Alf Lechner eine über 30 Jahre währende Künstlerfreundschaft. Geprägt von einem gemeinsamen Verständnis der Kraft der Natur, der Sensibilität von archaischem Material, von Reduktion und der Balance von Masse und Raum, war es der ausdrückliche Wunsch Alf Lechners, ihr auch nach der Präsentation von Perlen aus Stein im Jahr 2006 eine umfassende Werkschau zu ermöglichen. Es ist uns daher eine besondere Freude, diesem Wunsch nun entsprechen zu können.

Susanne Tunn verband mit Alf Lechner eine über 30 Jahre währende Künstlerfreundschaft. Geprägt von einem gemeinsamen Verständnis der Kraft der Natur, der Sensibilität von archaischem Material, von Reduktion und der Balance von Masse und Raum, war es der ausdrückliche Wunsch Alf Lechners, ihr auch nach der Präsentation von Perlen aus Stein im Jahr 2006 eine umfassende Werkschau zu ermöglichen. Es ist uns daher eine besondere Freude, diesem Wunsch nun entsprechen zu können.

Kunst enthüllt und schafft, und sie verbirgt, ist Ordnung und Chaos gleichzeitig. Was schön ist, entspricht und widerspricht den Betrachtenden. Diese Spannung ist es, die Susanne Tunn streng aufrechterhält.

- Jörg Mertin

Info zur Ausstellung

Ausstellende*r
Hilde Heigl / Chris Kuttler / Inga Jónsdóttir / Jörg Steiner / Dieter Kunz / Wolfgang Weileder
Zeitraum

11. Sep 2021 – 20. Mar 2022

Kuratiert von
Daniel McLaughlin
daniel@lechner-museum.de